Am Samstag findet mit der Streetparade in Zürich der grösste Technoumzug der Welt statt. Am DJ Pult sind auch die zwei DJs Sam Madi und Mr. Da-Nos aus der Region Schaffhausen anzutreffen.
«Ich freue mich mega», sagt DJ Sam Madi voller Vorfreude auf das kommende Wochenende. Rund 30 bunte Lovemobiles, bestückt mit deftigen Musikanlagen und tanzenden Partypeople, werden rund um das Zürcher Seebecken fahren und die erwarteten 1 Million Besucher mit Techno und elektronischer Musik versorgen. Der 2.4 km lange Umzug startet um 13 Uhr am Utoquai, führt über das Bellevue, die Quaibrücke und den Bürkliplatz bis zum Hafendamm Enge. Während die Trucks im Schritttempo ihre Strecke in Angriff nehmen, sind auf den fahrenden Stages hunderte DJs an den Turntables. Zwei davon kommen aus der Region Schaffhausen. DJ Sam Madi fährt auf dem «Temptation of Love», während Mr. Da-Nos auf dem «One Nation» die Menge rockt. Die beiden sind fast seit Beginn ihrer DJ-Karriere an der Streetparade vertreten. DJ Mr. Da-Nos feiert diesmal sein 25-jähriges Jubiläum und ist damit einer der Plattenleger, der am längsten dabei ist. «Die Streetparade begleitete mich meine ganze Karriere», so Mr. Da-Nos. «Ich durfte auch schon drei Mal die die offizielle Hymne produzieren. Dementsprechend ist für mich persönlich der Anlass fast schon gleichbedeutend wie der 1. August für die Schweiz.»
Kein vorbereitetes Set
«Das ist die grösste Dayparty der Schweiz», schwärmt Sam Madi. «Es gibt keinen Vergleich im elektronischen Bereich. Für mich ist es das Grösste, dort spielen zu dürfen.» Auch Mr. Da-Nos ist begeistert «Das ist jedes Jahr der wichtigste Termin in meinem DJ-Kalender». Beide sind bereit, um mit den Zuschauern zu rocken. Sam Madi erzählt, dass er seit dem Ende der Corona-Massnahmen die Gäste als «tanzhungrig und dankbar» erlebe. «Jeder sehnte sich nach Normalität. Dass die Parade wieder stattfinden kann, ist ein Symbol der Freiheit nach der Pandemie.» Neben den fahrenden Stages finden sich auch acht Bühnen entlang der Route des Partyumzugs. DJs und Live-Acts feiern dabei mit elektronischer Musik bis um Mitternacht unter dem Motto «Liebe, Frieden, Freiheit und Toleranz». Beide DJs bestätigen, dass sie nicht akribisch eine Playlist vorbereiten, sondern sich eher von den Massen und von der Energie inspirieren lassen. «Ich habe meine angesagten Songs und Bootlegs dabei, aber ich spiele frei aus dem Bauch heraus und habe kein vorbereitetes Set», erklärt Mr. Da-Nos. «Je nachdem wie die Stimmung ist, gehe ich auf die Leute ein.» Sam Madi geht sogar noch einen Schritt weiter: «Ich kann spielen, was mir gefällt. Techno wird derzeit so gefeiert wie noch nie.» Welche Tracks er auflegen wird, verrät DJ Sam Madi noch nicht. Aber eines ist für ihn klar: «An einer Parade, die unter dem Motto «Freiheit» steht, darf man den Gefühlen freien Lauf lassen. Es ist mir ein Anliegen, dass der Sound nicht nur mitreissend ist, sondern sie soll auch innovativ sein. Das internationale Techno-Publikum kommt gezielt wegen der Musik nach Zürich.»
Auflegen wichtiger als Party
Die zwei House-Urgesteine aus der Region Schaffhausen freuen sich enorm auf die Parade. Am Abend wird Sam Madi noch im «Ruby Mimi Hotel» in Zürich auflegen. Unter anderem mit Tom Novy, Mr. Mike und vielen mehr. Mr. Da-Nos und Sam Maid sind bereit, nach dem faktischen zweijährigen Berufsverbot wieder Vollgas zu geben. «Ich werde die Parade natürlich geniessen», so Sam Madi. «Aber das Auflegen ist mir wichtiger als die Party. Mein Kopf ist an der Parade im Set bei der Arbeit.» Scherzhaft fügt er an: «Ich würde extrem gerne einmal nur als Gast die Parade erleben. Aber wahrscheinlich kann ich das wohl erst als Rentner. Bis es so weit ist, werden Mr. Da-Nos und Sam Madi sicherlich noch einige Male die Tanzmeute rund um das Seebecken zum Ausflippen und Eskalieren bringen. Ganz Zürich wird feiern. Und mittendrin zwei DJs aus der Region Schaffhausen.
Hintergrund: Geschichte der Streetparade:
Die erste Streetparade fand 1992 statt und wurde vom Mathematikstudenten Marek Krynski initiiert. Offiziell bewilligt wurde sie als Demonstration für Liebe, Freiheit, Grosszügigkeit und Toleranz. 1992 nahmen 1000 bis 2000 Personen teil, die hinter zwei Lovemobiles hinterhertanzten. Einem der Trucks ging unterwegs übrigens der Strom aus und die Polizei musste die Parade von einer Gegendemo der Hausbesetzerszene fernhalten. Sie waren verärgert, dass ihr Protestmarsch nicht bewilligt worden war. 1993 waren es schon 10 000 Raver. 1994 wollte scheiterte ein Versuch von Konservativen, die Parade zu verbieten. 1995 waren es 150 000 Raver und 2001 wurde die Besucher-Millionengrenze geknackt. Bis 2019 fand die Parade ohne Unterbruch statt. Nach der zweijährigen Coronapause möchten die Veranstalter und Gäste wieder Vollgas geben. Die Streetparade hat mittlerweile ein Budget von 3.5 Mio Franken und zählt als grösste Technoparade der Welt.
Bericht von Hermann-Luc Hardmeier. Erschienen in der Zeitung "Schaffhauser Nachrichten" am 8. August 2022.