So schnell kann eine Woche im Rückblick vorbei sein. Am Samstag standen bereits die letzten Acts der diesjährigen Ausgabe von Stars in Town auf der grossen Herrenacker Bühne und verzauberten noch einmal die Zuschauer. Als Headliner stand kein Geringerer als Weltstar James Blunt himself auf der Bühne. Genau, es gibt wohl niemanden, der diesen Namen nicht kennt. Und jeder hat mindestens You’re Beautiful schon einmal gehört. Viele mögen seine Stimme nicht, aber genau so viele lieben sie. Dessen ist sich der Sänger sehr wohl bewusst. Auf Twitter hat er sich deshalb scho längst einen Namen als schlagfertiger Künstler mit einer guten Portion Selbstironie gemacht. Ein Weltstar ist Blunt aber auf jeden Fall, das kann ihm auch keiner nehmen von denen, die ihn nicht so mögen. Dies war bereits spürbar, als der Brite die Bühne auf dem Herrenacker betrat. Eine Ikone von diesem Kaliber gab es erst im letzten Jahr mit Bryan Adams. Während andere Künstler einen grossen Hit haben, den sie am Schluss einstreuen, gibt es bei Blunt beinahe nichts Anderes. Auch zwischen den Songs bot der nicht sehr grossgewachsene Sänger immer wieder Anlass für Gelächter – und das häufig auch auf seine eigenen Kosten.
James Blunt am Stars in Town 2018 auf dem Herrenacker in Schaffhausen - Foto: Julius Hatt Stars in Town
Als er sich eine Ukulele um den Hals hängte, meinte er: Das ist meine Lieblingsgitarre. Neben ihr sehe ich richtig gross aus. Ich weiss nicht, ob ihr es gemerkt habt, aber ich bin ein sehr kleiner Mann. Auch mit kalkuliertem Charme schaffte es der Brite zu punkten. Seine bisherige Welttournee durch Nord- und Südamerika sowie Asien habe er nur als Vorbereitung für diesen Abend genutzt. Seine Hits aufzuzählen würde lange dauern. Aber er hat sie alle gespielt. Vom ersten bis zum letzten Album – von Goodbye My Lover bis Bonfire Heart. Der smarte Engländer hatte mit seiner Routine die Zuschauer über die gesamte Länge im Griff. Mit einer Konfetti-Explosion zum Song 1973 sorgte er für den visuellen Höhepunkt der Show. James Blunt schien bei jeder Bewegung 200 Prozent zu geben und könnte damit fast als Tom Cruise der Musik bezeichnet werden. Mit seiner enormen Bühnenpräsenz sorgte für den glanzvollen Abschluss einer grossartigen Festivalwoche. Wer mal in ein paar seiner zahlreichen Hits, die er am Stars in Town gespielt hat, hineinschauen möchte, kann das hier tun.
Aber auch vorher ging es schon ordentilch ab. Allen voran mit Hecht, die ultimativen Stimmungskanonen aus der Schweiz. Vor zwei Jahren gewannen Hecht bei ihrem Auftritt als Auftakt vor Kodaline und James Morrison in Schaffhausen viele neue Fans. Damals hatten sie einen Überraschungs-Coup gelandet und die mit Migros-Hüten ausgerüsteten Fans auf dem Herrenacker mit Tanzeinlagen und einer energiegeladenen Performance in den Bann gezogen. Dass die Sonne genau zum Song Wenn dSonne chond hinter den Häusern hervorkam, kann man nur als magisch bezeichnen. Dieser Moment hat sich im Gedächtnis der Band und der Schaffhauser eingebrannt - und hier kann man sich diesen wunderschönen Moment aus dem Jahre 2016 nochmals auf Video anschauen:
Seither herrscht eine ganz spezielle Verbindung zwischen der Band und den hiesigen Fans. Hecht schafften es bei ihrem diesjährigen Auftritt genau dort wieder anzusetzen. Der einzige Unterschied war der bessere Slot direkt vor Headliner James Blunt sowie die gesteigerte Erwartungshaltung nach dem Erfolg von 2016. Mit einer beinahe unverschämten Leichtigkeit hatten Sänger Stefan Buck und seine Jungs Schaffhausen wieder in der Tasche. Auch mit dem vierten Album Oh Boy haben sie bereits wieder Hymnen unters Volk gebracht. Egal ob mit Kawasaki oder die Ballade Heicho, Songschreiber und Sänger Stefan Buck trifft einfach immer einen Nerv. So schien es nur fair, dass er sich für die Ballade zusammen mit Keyboarder Daniel (Gisi) Gisler auf der Hebebühne nach oben tragen lassen durfte und sich so einen Bubentraum erfüllte. Bei Hecht ist die Freude echt und die Euphorie nicht geheuchelt. Für die Liebe zum Schaffhauser Publikum gilt das ebenfalls.
Hecht am Stars in Town 2018 auf dem Herrenacker in Schaffhausen - Foto: Julius Hatt Stars in Town
Hecht Keyboarder Daniel Gisler spielt in gefüht 100 verschiedenen Bands und hatte an diesem Tag wieder einmal ein "Doppelbooking", da er auch noch bei Tim Freitag auf der Startrampe spielte. Der Sausebraus ist kaum zu halten und spielte mit Hecht auf der grossen Herrenacker Bühne das Keyboard-Solo seines Lebens, wie man hier schön sehen kann.
Wenn das Publikum mal ganz kurz nicht tanzte, reichte die kleine Aufforderung von Stefan Buck "Gumpe!" und schon sprang wieder der gesamte Herrenacker in die Höhe, schön zu sehen hier:
Vor Hecht spielte Joris (D) und überraschte mit einer neuen Defintion von Singer-Songwriter, denn einen deutschen Singer-Songwriter stellt man sich erst einmal anders vor, als sich Joris in Schaffhausen präsentiert. Er punktete mit rauchiger Stimme und war nicht um Überraschungen verlegen. Was mit sanfterem Indie-Pop startete, entwickelte sich bei Joris in alle Richtungen. Seine Stimme erinntert bei lauteren Stücken schon mal an den Erfolgs-Rapper Casper. Aber auch einen Rave kann Joris problemlos veranstalten. Mach die Augen zu und tanz bot genau dies. Das war jedoch nur ein kurzes Intermezzo des sympatischen Sängers. Seinen Abschluss gestaltete er mit Herz über Kopf wieder ganz gefühlvoll. Ehrlich berührt von der Publikumsbeteiligung lud er spontan alle Besucher zu seinem Tourabschluss im Kaufleuten Zürich ein. Er schien sich auf der Piazza Grande der Deutschschweiz sehr wohl gefühlt zu haben.
Joris am Stars in Town 2018 auf dem Herrenacker in Schaffhausen - Foto: Julius Hatt Stars in Town
Den Auftakt am Samstag machte Kaufmann, der Kammgarnstars Bandcontest Gewinner. Reto Kaufmann alias Kaufmann hatte im Mai 2018 den Kammgarnstars-Contest für sich entschieden. Damit hat sich seine Band einen Slot am letzen Abend des Stars in Town gesichert. Vor Acts wie Joris, Hecht und James Blunt durfen die Bündner auf der Hauptbühne auf dem Herrenacker spielen. Kaufmann war als einziger Act gleich doppelt gebucht, denn tags zuvor traten sie bereits auf der Startrampe auf. Mit seinen Mundartsongs wie Lisa unterhielt er sein Publikum blendend. Aber auch Coversongs wie Campari Soda von Taxi hatte er im Repertoire. Kaufmann gehört einer Gild der Musiker an, welche die Fahne für die Kunst Schweizerdeutscher Musik oben hält.
Kammgarnstars Bandcontest Gewinner Kaufmann auf der grossen Bühne - Foto Seraina Ammann Stars in Town
Aber auch auf der Startrampe gab es einiges zu erleben. So sorgte etwa Tim Freitag für einen bestens gefüllten Fronwagplatz und ausgezeichnete Stimmung.
Tim Freitag auf der Stars in Town Startrampe - Credits Biho Song
Als die Band einen Namen suchte, war gerade eine Todesanzeige in der Zeitung und der Name des Verstorbenen Tim Freitag ging Frontmann Janick Pfenninger nicht mehr aus dem Kopf. Inzwischen trägt ihn seine Band, als Hommage an diesen längst verstorbenen Tim Freitag. Wer in den Auftritt hineinschauen möchte kann das hier tun - und ja, genau, der Keyboarder ist der selbe wie bei Hecht: Daniel Gisler.
So, damit schliessen wir auch die Berichterstattun über das Stars in Town 2018 ab. Schaffhausen blickt zurück auf fünf rekordverdächtige Konzertnächte: Temperaturen von nahezu 35 Grad während den ersten drei Festivaltagen, ein Publikumsaufmarsch, den es so am Stars in Town noch nie gegeben hat und top Konzerte prägen die 9. Austragung des Schaffhauser Festivals. Vier Festivaltage waren ausverkauft, 16 mitreissende Shows auf dem Herrenacker sowie 28 kostenlose Konzerte auf der Startrampen Bühne auf dem Fronwagplatz begeisterten rund 55'000 Besucherinnen und Besucher.
Nächstes Jahr steigt das Jubiläumsfestival, da dann bereits die zehnte Ausgabe über die Bühne geht. Vom 6. bis 10. August 2019 dürfen wir dann wieder die schönste Woche des Schaffhauser Sommers erleben. Der Vorverkauf der Fünftageskarten early bird startet bereits am Freitag, 31. August 2018. Dä Schneller isch dä Geschwinder. Bis dann! :-)
Text: Beat Hochheuser für www.schaffhausen.net / Christian Meier Stars in Town
Fotos und Videos: Julius Hatt, Beat Hochheuser, Seraina Ammann, Biho Song
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