Wirft man die Begriffe „Zombie“ und „Smartphone“ in den Duden-Mixer, so erhält man das deutsche Jugendwort 2015 namens „Smombie“.
Ein „Smombie“ ist eine junge Person, die von der Umwelt nichts mehr mitbekommt, weil sie nur auf ihr Handy starrt. Solche Menschen kann man täglich auf der Strasse beobachten. Nicht selten kommt es dabei zu unheilschwangeren Situationen: Zusammenstössen mit Strassenschildern, anderen Mitmenschen, beinahe Unfälle, wenn der Smartphone-Fan fast in den Bus läuft oder das lustigste: Wenn zwei „Smombies“ zusammenstossen.
„Smombie“ ist das deutsche Jugendwort des Jahres. Die Jury des Langenscheidt-Verlags kürte den Begriff an einem sehr passendem Datum: Am Freitag, den 13. wurde in München die Telefon-Zombiejagd eröffnet. Ausgeknobelt wurde der Begriff mittels eines Online-Votings auf der Jugendwort-Seite. Dort hatte zwar der Begriff „merkeln“ ganz vorne gelegen. Das heisst in etwa so viel, wie „abwarten und keine Entscheidung treffen“ mit einem kleinen sarkastischen Seitenhieb auf die aktuelle deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihr Verhalten in politischen Krisen.
Doch ganz so demokratisch wie man meint, geht es dann doch nicht zu und her. Das Siegerwort wird von der Langenscheidt-Jury selber ausgewählt. Ein Begriff wurde dieses Jahr sogar disqualifiziert. Es handelt sich dabei um den Ausdruck „Alpha-Kevin“. Laut den Wortschöpfern ein Synonym für einen „Oberdeppen“. Da der Langenscheidt-Verlag niemanden beleidigen wollte, wurde der rote Zensurstift angesetzt. „Es lag uns fern, Personen zu diskriminieren“, lautete die offizielle Begründung dazu.
„Smombie“ reiht sich ein in die Siegesliste der deutschen Jugendwörter, seit es die Wahl gibt.
• 2014: Läuft bei dir
• 2013: Babo
• 2012: Yolo
• 2011: Swag
• 2010: Niveaulimbo
• 2009: hartzen
• 2008: Gammelfleischparty
Neben „Smombie“ und „merkeln“ waren auch noch Ausdrücke wie „Maulpesto“ (starker Mundgeruch“, „Dia Bolo“ (missratenes Selfie) und „Discopumper“ (einer, der nur ins Fitnessstudio geht, um im Ausgang gut auszusehen) im Rennen.
In der Schweiz hätte 2015 sicherlich der Satz „Ich bin Bruno, der Kameramann“ oder „Hallo Mueter“ das Rennen als beliebteste Jugendausdrücke gemacht. Doch leider wurde in Helvetia die Wahl des Jugendwortes gestoppt. Das letzte offizielle wurde 2012 mit „shaz“ gewählt. Danach folgte 2013 noch eine Abstimmung von 20min.ch, die den Begriff „chills“ kürte. Seither gibt den Jugendlichen die deutsche Jury den Takt an.
Ob die Vertreter des TV-Magazins „taff“, Bravo-Redakteure, Youtubern, Langenscheidt-Experten und wer noch alles dabei war, wirklich wissen, wie die heutige Jugend spricht? „Smombie“ ist nicht gerade ein Ausdruck, der leicht über die Lippen geht. Auch ergibt eine Umfrage von verschiedenen Radiostationen und Online-Medien am Wahltag das Ergebnis, dass die Jugendlichen den Begriff oft gar nicht kennen. Wenn man ihnen jedoch die Bedeutung erklärt, können viele darüber lachen.
Naja, ist das der Sinn einer Wahl zum Jugendwort? Bei dieser Frage kann man skeptisch, kritisch, ablehnende oder lobend sein. Fakt allerdings ist folgendes: Die Wahl des Jugendwortes lässt einmal pro Jahr darüber nachdenken, welche neuen Begriffe durch die jungen Hirne flattern und vielleicht eines Tages im Duden Einzug finden werden.
Und insofern ist es ja unwichtig, ob „Smombie“ nun oft benutzt wird, oder nicht. Aber irgendwie ist es beruhigend, dass die Jugend nach wie vor neue Wörter erfindet, die hoffentlich nicht nur von einigen Jugendlichen, sondern vor allem auch von Erwachsenen nicht verstanden werden.
Genau das ist das doch das Witzige an der Jugendsprache!
Ach ja, noch ein Tipp für alle „Smombies“: Schaut ab und zu von eurem Smartphone auf und werft einen Blick auf die Strasse. Sonst gibt es bald keine von euch mehr, welche die Jugendsprache sprechen können. Und das wäre doch hashtag-lol-selfie-stick und yolo-mässig schade.
Von Hermann-Luc Hardmeier
Hermann-Luc Hardmeier hat auf 20min.ch, in der Zeitung "Schaffhauser Nachrichten" und auf Schaffhausen.net schon mehrere Artikel zum Thema Jugendsprache publiziert. |
Zum Thema Jugendsprache ist von Hermann-Luc Hardmeier auch folgender Artikel auf 20min.ch erschienen:
http://www.20min.ch/news/kreuz_und_quer/story/16791764
http://www.hermann-luc-hardmeier.ch/?p=472
Geil find ich auch das Jugendwort "Egoshoot" für "Selfie" ;-)
AntwortenLöschenJa, da war jemand mal kreativ. Es gab in der Vergangenheit sowieso immer wieder euphorische Wörter, die es leider nicht aufs Podest geschafft haben. "Zwergenadapter" für den Kindersitz "Zappelbunker" für Disco oder "Speckbarbie" für eine dicke Frau in zu engen Kleidern. Und ganz abgesehen davon ist für mich "Bruno, der Kameramann" der lustigste Jugendsprache-Ausdruck 2015.
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