Montag, 25. Mai 2015

10 Thesen zum Ausgang in Schaffhausen

Man hört es überall, der Ausgang in Schaffhausen sei nicht mehr das, was er mal war. Es kämen weniger Leute in den Ausgang, die Umsätze würden zurückgehen etc. Tatsächlich scheint im Schaffhauser Ausgang weniger los zu sein als noch vor ein paar Jahren. Doch wo sind all die Leute hin, wo sind sie geblieben? Wir haben uns in der Munotstadt umgehört und möchten hier ein paar mögliche Gründe aufzeigen, die uns von verschiedensten Seiten genannt wurden. Vermutlich gibt es nicht den einen Grund, sondern es spielen verschiedenste Faktoren zusammen. Was meint ihr dazu? Eure Inputs gerne per Email oder Kommentar.
1. Man geht nicht mehr in Schaffhausen in den Ausgang, sondern nach Zürich
Für die Richtigkeit dieser These spricht, dass die SBB ihr Angebot an Nachtzügen extrem erweitert hat. Früher etwa gab es am Wochenende um 4:00 Uhr in der Nacht gar keinen Zug von Zürich nach Schaffhausen. Dies wäre aber häufig genau die richtige Zeit gewesen. 3:00 Uhr ist zu früh, schliesslich muss man auch erstmal von der Ausgangs-Location an den Bahnhof kommen und diese somit bereits so um 2:30 Uhr verlassen. 5:00 Uhr war vielen hingegen schon wieder zu spät. Es fehlte der genau richtige Zug, hier hat die SBB nachgebessert. Dafür spricht weiter, dass die Züge sehr gut gebucht sind, es scheint also tatsächlich viele Schaffhauser zu geben, welche das grössere Angebot in Zürich schätzen und nutzen. Dagegen spricht hingegen, dass die Gastronomen in Zürich ebenfalls sagen, es sei heute weniger los als früher. Trotzdem scheint der Besucherfluss von Schaffhausen nach Zürich zugenommen zu haben, was den Schaffhauser Lokalitäten natürlich Publikum entzieht.

2. Für eine Party mit DJ sind die Leute heute nicht mehr bereit Eintritt zu bezahlen
Dafür spricht, dass Bars mit DJ und Gratiseintritt heute am Wochenende sehr gut laufen. Als Beispiel sei der Cuba Club genannt. Seit dem Umbau ist hier grundsätzlich volles Haus. Nach dem gleichen Prinzip funktionieren etwa das Domino und das Tabaco - hier kann man gratis rein, drin legt ein DJ auf. Vielen Ausgängern reicht das schon, dass ein DJ dort ist, Musik auflegt und sie etwas zu trinken an der Bar bestellen können. Sie sind nicht bereit, in den Clubs für bekanntere DJs einen Eintritt von z.B. 15 Fr. zu bezahlen. Da trinken sie für das Geld lieber zwei weitere Biere in den Bars mit Gratiseintritt. Selbstverständlich gibt es aber nach wie vor Partyreihen mit DJ und Eintritt, die sehr gut laufen, wie etwa die Bravo Hits Party im Kammgarn. Die Partyreihe gab es in der Kammgarn übrigens früher schon, damals hiess sie "Back to the Future" und war niemals so voll wie heute. Durch die Umbenennung in "Bravo Hits Party" und mehr Werbung kam ab der ersten Ausgabe der Neuauflage der Erfolg. Manchmal braucht es nur wenige Änderungen an einem Konzept, um es so richtig zum Laufen zu bringen.

3. Wer Facebook hat, kann zu Hause bleiben und ist trotzdem dabei
Über die Sozialen Medien wie Facebook, Instagram und co. kann man von Zuhause aus verfolgen, was die Freunde machen, ohne vor Ort dabei zu sein. Früher hat man zum Feierabend-Bier abgemacht, um sich zu erzählen, was unter der Woche so gelaufen ist - heute weiss man es schon von Facebook her. Das mag vielleicht ein paar Leute betreffen, aber so wirklich überzeugt mich dieses Argument nicht. Gamer, die nie in den Ausgang kommen und den Abend lieber mit dem Computer verbringen, gab es auch früher schon. Wenn man das Ausgangs-Gen besitzt, geht man auch in den Ausgang, ob man nun Facebook hat oder nicht.

4. Früher ging man in die Disco, um neue Musik zu entdecken, heute gibt es Spotify
Dank Internet-Radios und co. kann jedermann zu Hause genau die Musikrichtung hören, die er mag und bekommt ständig neues Musikstücke genau nach seinem Geschmack zugespielt. Früher ging man noch in den Ausgang, um neue Musikstücke zu entdecken, da die analogen Radiosender primär Mainstream spielten. Mag etwas Wahres dran sein, aber wahrscheinlich gibt es dann doch nicht so viele, welche den Freitag- und Samstagabend zu Hause mit Internetradio und co. verbringen.

5. Fitnessstudios und Körperkults sind in - durch Bier gefährde ich meinen Waschbrettbauch
Eine weitere Theorie, die mir zu Ohren gekommen ist. Fitnessstudios boomen wir nie zu vor und wer sich mühsam schöne Bauchmuskeln antrainiert hat, möchte diese nicht durch Bierkonsum aufs Spiel setzen. Nüchterner Ausgang macht auch keinen Spass, also bleibt man lieber gleich ganz zu Hause.

6. Demographische Entwicklung - Es gibt weniger junge Leute in Schaffhausen
Schaffhausen wird immer älter, es gibt seit Längerem weniger Kinder und somit auch weniger junge Leute in der Stadt. In den Ausgang gehen aber prinzipiell jüngere Leute. Weil es weniger Junge gibt, gehen auch weniger in den Ausgang.

7. Das Angebot hat stark zugenommen
Auch dieser Grund wird häufig genannt. Den Güterhof gab es früher beispielsweise gar nicht, heute finden dort an den Wochenenden regelmässig grosse Partys statt. Im Oberhof gibt es nach dem Restaurant-Betrieb Partys mit DJs, Bruno Meier ruft zur Poolparty in seiner Hafenbar und so weiter. Also kleiner ist das Angebot bestimmt nicht geworden - und mehr Ausgänger hat es auch nicht, bestenfalls gleich viele wie früher.

8. Kein Geld mehr um in den Ausgang zu gehen
Heute gibt es andere Ausgaben, die früher inexistent waren. Handyrechnung, ständig neue Kleidung, mehr Ferien. Da bleibt kein Geld für den Ausgang. Das Argument überzeugt mich nicht wirklich. Für Kleidung wurde schon früher massiv Geld ausgegeben und die Kohle für den Ausgang war speziell gegen Monatsende bei vielen schon immer sehr knapp.

9. Es finden mehr Homepartys statt und man geht deshalb weniger in den Ausgang
Ich habe eigentlich nicht das Gefühl, dass die Homepartys stark zugenommen haben. In den USA ist das gang und gäbe, hier bei uns viel weniger, so zumindest mein Eindruck.

10. Es gibt in Schaffhausen weniger interessante Angebote als früher
Eine Aussage, die man auch immer mal wieder hört. Es sei immer die gleiche Leier. Die selben Partyreihen mit der x-ten Ausgabe - irgendwann habe auch der letzte die Ohren voll. Ja selbst bei den Konzerten würden immer wieder die selben Acts gebucht, wenn sie ein Mal den Laden voll gebracht haben. Es gäbe keine Innovation mehr. Von den Jungen sei niemand mehr bereit, etwas Eigenes, Neues auf die Beine zu stellen.

Dies waren die 10 Punkte, welche am häufigsten genannt wurden. Die einen sind aus unserer Sicht überzeugender, die anderen etwas weniger. Wahrscheinlich ist es die Kombination aller Faktoren, welche dann wirklich fühlbare Auswirkungen zeigt. Bestimmt gibt es auch noch weitere Punkte, die wir jetzt hier noch nicht beachtet haben. Ich werde sie dann ggf. gerne noch nachführen.

Text und Foto: Beat Hochheuser für Schaffhausen.net

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Es ändert sich vieles dafür bleibt einiges gleich. Was es vor 10 Jahren noch nicht gab war das Onlinegaming, es ist günstiger am Wochenende zu Hause zu bleiben CoD, Fifa, Halo, Destiny oder GTA zu Zocken als das Überteuerte Bier, Cocktail zur fast immer selben Musik sich an zu tun. Wann war in SH eigentlich die letzte Drum'n'Bass Party? oder noch besser eine Dubstep Party? Gab's je eine? Was ist wenn mehr Unterhaltung geboten würde durch Gogo's Feuer Künstler usw.? würde evtl. dann das Volk die gute Stube etwas mehr Verlassen? Tja mann weiss es nicht da es ja nicht geboten wird.

Wildfox hat gesagt…

Der Grund, warum ich lieber auswärts in den Ausgang gehe, ist ganz einfach der kurze musikalische Horizont unserer DJs. In 90% der Clubs & Bars läuft der gleiche Radiomüll, von dem ich nach der Arbeit schon die Schnauze voll habe. Einzig das TapTab und RockArena Herblingen bieten mir hier eine gute Alternative, mit Musik die einem noch kein Ohr abgekaut hat. Leider ist die Wikingerbar viel zu klein, aber dort sieht man die Anhänger guter Musik sogar vorne auf dem Bürgersteig oder der Strasse hocken, als sich in einer der angrenzenden Bars der Strasse zu setzen. Da kommts dann auch nicht drauf an für welche du dich entscheidest, denn das Mainstream Gedudel kommt aus allen Türen. Für die paar Nasen die sich mit der Folter aus dem Radio begnügen, reicht auch ein Club. Dann wird der wenigstens voll.

Anonym hat gesagt…

1. Ist den der Ausgang in ZH besser als bei uns? So viel besser, dass die Leute bereit sind doppelt soviel Eintritt zu bezahlen? Und nicht zu Vergessen das Zugbillet... Und dann noch ein paar Franken mehr für Drinks. Wer es sich leisten kann und auf Schickimicki steht, wird sich in Zürich besser aufgehoben fühlen. (Ich kenne nur die bekannten "mainstream" Clubs wie Kaufleuten, Jade & Co)
Wer nach dem Maximalprinzip (Mit 50.- Fr./€ so viel wie möglich konsumieren) in den Ausgang geht, fährt ins benachbarte Deutschland, z.B. ins Top10. Nicht jedermanns Sache, aber dort trifft man ganz viele Schaffhauser.

2. + 10. Hängen zusammen, haben aber eher etwas mit 8. (zu wenig Geld) zu tun.

3. Hoffe sehr, dass Facebook keinen signifikanten Einfluss auf das Ausgehverhalten hat. Kann sein dass es dadurch etwas mehr "antisoziale" Menschen gibt, aber deswegen stirbt eine Ausgangsstadt nicht aus, oder? (Leicht übertrieben formuliert...)
Der virtuelle Kontakt zum Umfeld kann und darf den persönlichen niemals ersetzen, ansonsten gehören ein paar leere Clubs und Bars zu den kleineren Problemen der Gesellschaft.

4. Spotify? Kann man das essen? Spass beiseite. Seit wann gibt es MP3-Player und Co? Wie lange schon kann man sich seine Lieblingssongs auf (il)legalem Weg herunterladen? Also auch kein wirklicher Grund für die aktuelle Situation.
Anders sieht es bei den Kinos aus. Streamingportale bieten die neusten Filme nach 1-2 Wochen mit befriedigender Qualität an. Wer zuhause noch ein HDMI-Kabel rumliegen hat, macht sich zuhause mit der Freundin/dem Freund für 20.- einen schönen gemütlichen Abend.

5. Wo kann man seine hart erarbeiteten Muskeln besser präsentieren als im Ausgang? ;)
Sehen und gesehen werden.
btw verwehren sich die selbsternannten "Fitness-Freaks" keines Falls ein Schlückchchchen Alohol. Ob sie jetzt mehr trinken als die Normalsterblichen, oder sie den Alkohol, aufgrund des niedrigen Körperfettgehalts, besser aufnehmen... Keine Ahnung. Müsste man erforschen.

6. Vor 2-3 Jahren war das Orient donnerstags voll. Die Gäste waren im Alter 20 - 30. Wobei der Median wahrscheinlich bei 26.5 Jahren lag. (Quelle: Bauch)
Die jungen Alten, haben heute zum Teil schon Familien und sind nicht mehr so unterwegs.
Was ist dann mit der jüngeren Generation passiert?
Es gibt keine Partys ab 16 mehr. Wieso? In den letzten 2 Jahren gab es gab Versuche um junge Partylöwen und -löwinnen in die Clubs zu locken, doch niemand kam. Wo versecken sie sich? Was ist beliebt bei den 16 bis 18-jährigen?
Shishabars! Für 20.- kann eine ganze Gruppe an einer Wasserpfeife saugen und gemütlich chillen, Kopfschmerzen inklusive.

7. Die ein-zwei Lokale mehr spielen meiner Meinung nach keine grosse Rolle. Es läuft bei allen immer gleich viel/wenig. Im Cuba ist es voll und in den anderen Bars hat es auch ein paar Leute drin. Ausser es ist Freitag und alles ist wie ausgestorben.

8. Geld regiert die Welt. Alles dreht sich um Geld. Für Geld gibt es wie erwähnt schöne Kleider, Ferien und und und...
Haben die Leute denn heute weniger Geld als "früher"? Geben sie es heute einfach anders aus oder eben gar nicht?
Geiz ist geil.
Ich staune immer wieder, wie sehr man im Ausgang aufs Geld schaut. Frauen noch mehr als Männer. (meine Beobachtung)
Ich habe tatsächlich schon erlebt dass sich Leute über 5.- Fr. Eintritt (also eine grosse Münze) aufregen konnten. Lieber diskutieren und, vor lauter Aufregung, einen Herzinfarkt riskieren.
Alle sparen, und so wie es aussieht, am meisten beim Ausgang. Vielleicht sind das jene, die in 10 Jahren ein Haus, ein schönes Auto und noch ein Chalet in Davos besitzen. "Wenn du nicht jedes Wochenende in Bars und Clubs verbracht hättest, dann hättest du jetzt auch..."
Der Ausgang in Schaffhausen ist bezahlbar, und jeder könnte es sich leisten 2-3 mal am Nachtleben teilzunehmen. Der Knackpunkt ist jedoch dass jeder könnte, aber nicht jeder will.

Anonym hat gesagt…

9. Wer feiert schon die ganze Nacht in der Wohnung? Spätestens wenn alle einen gewissen Alkoholpegel erreicht haben, macht man sich auf den Weg in die Stadt.

10. Komisch das genau „immer die selben Partyreihen mit der x-ten Ausgabe“ das Haus voll kriegen. Diese Partyreihen sind eine Garantie dafür, dass man nicht alleine im Club steht und dann enttäuscht nachhause geht.
Bevor die Gäste einen Club oder eine Bar betreten, fragen sie den Türsteher „ob’s lauft“.
Das Argument „immer der gleiche Sound wie im Radio“ kann ich nicht verstehen. Electro, Techno, Regge, Hip-Hop und was es sonst noch alles gibt; wird in Schaffhausen angeboten. Trotzdem bleiben die Clubs leer.

Die „Schuld“ liegt nicht bei den Veranstaltern, sondern beim Partyvolk. Super Konzepte und innovative Ideen bringen nichts, solange sich das Ausgehverhalten sich ändert.
Senf ende.

Beat Hochheuser hat gesagt…

Vielen Dank für deine interessanten Ausführungen!

Zu 1. Ich persönlich gehe in Zürich nicht an Partys, sondern an Konzerte. Dort gibt es logischer Weise mehr Auswahl als in Schaffhausen. Aber wenn alle so viel in Schaffhausen in den Ausgang gehen würden wie ich, gäbe es keine Krise ;-)

Das mit Top10 wäre auch noch ein Punkt, allerdings müsste man ja auch noch das Bezingeld beachten. Zudem kann (bzw. sollte ;-) der Fahrer nichts trinken, was eigentlich so ziemlich jeden Partygänger angurkt. Aber machen das heute wirklich mehr Leute als früher? Und wenn ja, wieso? Hat man heute früher bzw. öfter ein Auto zur Verfügung oder ist es, weil der Preisunterschied noch grösser geworden ist?

Zu 4. Bei den MP3 Portalen musste man den Song aber schon mit Namen kennen, um ihn zu finden. Heute wird das Passende automatisch an einen herangetragen. Aber sehe ich ja auch so wie du, ein wirklicher Grund ist es nicht.

Die Kinos haben Gegensteuer gegeben und bieten jetzt mit 3D usw. Sachen, die gegenüber zu Hause wieder einen Mehrwert bieten. Es scheint zu funktionieren, das Kinepolis ist heute nicht leerer als vor 10 Jahren.

6. Wenn das Interesse an Shisha-Bars so gross wäre, wieso gibt es dann nicht mehr davon? In das kleine Ding in der Unterstadt passt ja nicht die grosse Menge.

Zu 8. Ich scheiss auf das Chalet in Davos ;-).

Zu 10. Einer der interessantes Senfs seit Langem hier in den Kommentaren. Danke!