Lucas Fischer (24) ist Schweizer Kunstturner und gewann 2013 die Silbermedaille an der Europameisterschaft in Moskau am Barren. Zwei Jahre zuvor, im Jahr 2011, musste Lucas wegen einem epileptischen Anfall die Turn-Weltmeisterschaft in Tokio, für die er bereits qualifiziert war, absagen. Dies wäre gleichzeitig auch die Qualifikation für Olympia 2012 in London gewesen. Hier war er kurz davor, alles hinzuschmeissen und mit dem Turnen aufzuhören. Das Musik machen half ihm damals über diese schwierige Zeit hinweg und den Weg in Turnhalle zurück zu finden. Heute tritt Lucas Fischer neben dem Turnen - was immer noch seine grösste Leidenschaft ist - auch öffentlich bei Konzerten als Sänger auf. Am letzten Samstag, 28. März 2015, hatte er einen Auftritt zusammen mit KC and the Downtown Band im Auditorium vom Technopark in Zürich. Im Rahmen von diesem Event konnte ich auch noch ein Interview führen, welches man hier im Anschluss lesen kann.
Nach dem Gewinn der Silbermedaille im April 2013 erlitt Lucas Fischer Mitte August 2013 seinen mittlerweile siebten epileptischen Anfall und musste deshalb kurzfristig die Teilnahme an der Turn-Weltmeisterschaft 2013 im belgischen Antwerpen absagen. Danach zog er eine für erst nach der WM geplante Knieoperation vor, bei der die Kniescheibe gerichtet wurde. Leider zeigte sich in der Folge jedoch, dass auch noch ein grosser Knorpelschaden vorlag. In einer weiteren Operation mussten Teile des Knorpels entfernt werden, um einen neuen heranzuzüchten. Dies war alles sehr langwierig, doch jetzt geht es Lucas Fischer immer besser und er ist wieder dabei, sich auf neue Wettkämpfe vorzubereiten.
Beat Hochheuser: Wie geht es dir heute, kannst du schon wieder 5-6 Stunden täglich trainieren?
Lucas Fischer: Momentan bin ich bei 4 bis 4.5 Stunden pro Tag. Ich muss auch nicht unbedingt auf 5-6 Stunden Training pro Tag kommen, aber es wäre natürlich von Vorteil.
Beat Hochheuser: Eine Musikkarriere braucht auch viel Zeit. Wie schaffst du es, Musik und Sport unter einen Hut zu bringen?
Lucas Fischer: Wenn man etwas machen will, gibt es eigentlich immer auch einen Weg. Mir ist die Musikkarriere wichtig und deshalb nehme ich mir auch Zeit dafür. Es ist natürlich nicht viel, aber ich nutze die mir zur Verfügung stehende Zeit sehr gut.
Beat Hochheuser: Du hattest den Plan gehabt, Ende 2014 wieder erste Turniere mit turnen zu können. Konntest du diesen Plan in die Tat umsetzen?
Lucas Fischer: Bis jetzt konnte ich noch kein Turnier mitmachen. Es gab leider Verzögerungen bei der Heilung von meinem Knie. Es ist besser, dass ich warte, bis das Knie ganz ausgeheilt ist, damit ich dann wieder richtig einsteigen kann. Das ist viel vernünftiger, als es zu früh zu stark zu belasten. Es ist auch noch zu früh für die Turn-Europameisterschaft 2015 in Montpellier und die Turnweltmeisterschaft 2015 in Glasgow. Eine Teilnahme von mir an diesen Wettkämpfen ist unrealistisch. Mein grosses Ziel sind nach wie vor die Olympischen Spiele im August 2016 in Rio de Janeiro. Ich gebe alles dafür und wenn es nicht klappt, weiss ich wenigstens, dass ich alles dafür gegeben habe. Dann kann ich nachher mir nichts vorwerfen.
Beat Hochheuser: Alles klar, dann kennen wir jetzt deine sportlichen Ziele. Wie sieht es bei deiner Musikkarriere aus?
Lucas Fischer: "Back right Now" ist mein erster eigener Song, die anderen Lieder sind Covers. Von meinem Adele Cover "Someone Like You" gibt es ein Musikvideo. Bei "Back right Now" habe ich den Text selbst geschrieben, die Musik ist in Zusammenarbeit mit meinem Manager KC O'Douwd entstanden. Ich spiele selbst kein Instrument und habe das Ganze mit viel Hilfe aus Kopf heraus aufgebaut. Die Ideen, welche wir hatten, haben wir nachher zu einem Produzenten nach Deutschland geschickt, den mein Manager gut kennt. Dieser hat es uns eingespielt und wir haben es dann zusammen immer weiter Ausgearbeitet bis zur endgültigen Version.
Beat Hochheuser: Du hast mal gesagt, du möchtest Turnen und Sport in einer Show kombinieren. Wie kann man sich das vorstellen?
Lucas Fischer: Ja, genau, ich habe schon zwei-drei solche Shows gemacht, bei denen ich Turnen und Singen kombiniert habe und das ist extrem gut angekommen. Es ist etwas sehr Spezielles, was es sonst in dieser Form denke ich noch nicht gegeben hat. Das ist auch mein Ziel für später, etwas Spezielles auf die Beine zu stellen. Im Übrigen plane ich auch noch neue eigene Musik und bin momentan viel am Texten, alles was mir einfällt schreibe ich auf. Aber ich bin jetzt noch nicht konkret an neuer, eigener Musik dran, weil ich mich einfach momentan noch viel mehr auf das Turnen konzentriere. Kunstturnen steht für mich nach wie vor an erster Stelle. Ich habe sogar das Gefühl, dass meine Liebe zum Turnen heute noch grösser ist, als je zuvor.
Beat Hochheuser: Das führt uns gerade zur nächsten Frage. Man kann ja nicht zeitlich unbegrenzt mit dem Kunstturnen fortfahren. Du bist jetzt 24 und hattest mal geplant bis 25 oder 26 weiterzumachen. Ist dieser Zeitplan noch aktuell?
Lucas Fischer: Nein, der Zeitplan hat sich verändert. Ich habe mir darüber in letzter Zeit viele Gedanken gemacht und bin zum Schluss gekommen, dass ich noch nicht das erreicht habe oder das Potential ausschöpfen konnte, was möglich wäre. Ich konnte viel weniger Wettkämpfe mitturnen, als ich eigentlich wollte und deshalb habe ich mich entschieden, sofern es möglich ist bis zum Jahr 2020 weiter zu machen. Wenn man es geschickt angeht, immer einen guten Aufbau macht und auf seinen Körper hört - und das habe ich jetzt gelernt, auf meinen Körper zu hören - dann sollte es sicher möglich sein, denke ich. Wenn jedoch mein Körper schlapp machen sollte, werde ich nicht auf Biegen und Brechen etwas erzwingen wollen. Momentan geht es mir sehr gut, es ist nur noch das Knie, welches noch im Kraftaufbau ist. Es ist aber eigentlich sehr gut, ich konnte beim Barren auch schon wieder die ersten Ausgänge auf weiche Matten machen.
Beat Hochheuser: Ja, das habe ich auf Facebook gesehen. Momentan geht es dir ja sehr gut, aber du postest auf Facebook auch, wenn es dir mal nicht gut geht, das ist eher die Ausnahme, für viele Leute gibt es nur ein Gute-Laune-Facebook.
Lucas Fischer: Ja, es gibt viele Leute, die einfach nicht verstehen oder akzeptieren, dass es auch okay ist, wenn es einem mal nicht so gut geht. Ich finde es gehört genau so zum Leben, wenn es einem mal nicht so gut geht. Zu dem kann man auch dazu stehen.
Beat Hochheuser: Schon, ja, aber du sagst es ja nicht nur deiner Familie oder deinen engsten Freunden, sondern du trägst es in die Öffentlichkeit hinaus und ich denke das ist auch ein Grund, wieso sich die Medien so stark für dich interessieren. Es gibt ja noch andere erfolgreiche Sportler, die weit weniger präsent sind in den Medien.
Lucas Fischer: Stimmt, es kommen immer wieder Anfragen, das ist unglaublich wie häufig und ich finde das schön. Das SRF begleitet mich jetzt gerade wieder mit einer neuen Produktion, welche "Mein Weg nach Rio" heissen wird und sie waren auch bei meinem letzten Konzert dabei. Das wird dann so eine Serie geben mit mehreren Sportlern und der erste Teil wird im Juni 2015 ausgestrahlt werden. Der zweite Teil folgt dann ein Jahr später. Ich finde es interessant, wenn man solche Einblicke in das Sportlerleben erhält und mitverfolgen kann, wie Sportler mit Schicksalsschlägen umgehen. Wenn ein Spitzensportler z.B. durch einen Unfall querschnittgelähmt wird, muss das extrem schlimm sein. Ich kann mir das überhaupt nicht vorstellen. Wir sind Bewegungsmenschen, welche die Bewegung einfach brauchen.
Beat Hochheuser: Kannst du erklären, wie du darauf gekommen bist, mit deiner Musik an die Öffentlichkeit zu gehen? Dass dir deine Musik in der schweren Zeit so gut geholfen hat ist klar, aber du hättest ja auch im stillen Kämmerchen singen können.
Lucas Fischer: Ich hatte mir einfach gedacht, wieso soll man es nicht an die Öffentlichkeit bringen, es schadet ja nichts, sondern hilft mir nur für die Zukunft. Ich habe zudem gedacht, dass es mir als Mensch auch etwas bringt. Ich wollte es wie ein bisschen testen am achtzigsten Geburtstag von meinem Grossvater. Dort stand ich das erste Mal auf der Bühne, zusammen mit meinem Cousin. Es war ein Unterhaltungsanlass für Turner und ich habe ein Cover von Hallelujah gesungen. Das war mein erster öffentlicher Auftritt und es ist so gut angekommen, dass ich gar nicht mehr von der Bühne runter wollte. Seit diesem Auftritt hat mich das einfach total gepackt und es ist für mich die genialste Abwechslung zum Sport. Ich bin ein extremer Emotionsmensch und diese Emotionen mit anderen Menschen zu teilen und anderen Leuten etwas von mir selber zu geben finde ich etwas unglaublich Schönes.
Beat Hochheuser: Für mich wäre es nichts, ich gehe lieber an Konzerte als Zuschauer und Zuhörer.
Lucas Fischer: Es ist ja cool, dass es Leute gibt, die gerne auf der Bühne stehen und andere gibt, die gerne zuhören. Das geniesse ich dann.
Beat Hochheuser: Das stimmt, es braucht beides, sonst würde es ja nicht funktionieren. Bei dir ist es ja so, dass du in ruhigeren Zeiten die Anspannung und Nervosität vor deinen Einsätzen vermisst. Das ist zum Beispiel bei mir gar nicht so, ich bin froh, wenn ich entspannt zuschauen kann.
Lucas Fischer: Als ich noch permanent Wettkämpfe geturnt habe, hatte ich es auch nicht so gerne. Aber jetzt, wo ich das nicht habe, vermisse ich es unglaublich. Ich vermisse es, meine Hand zu erheben und meine Übung zu zeigen. Ich vermisse die Anspannung und das Kribbeln. Es ist auch ein unglaublich spannender Weg ein paar Monate vor dem grossen Anlass bis hin zum Event. Die Arbeit bis zum Tag X und dann dort das zeigen zu können, was man eigentlich kann und man hat nur eine Chance. Dieser Weg ist so spannend, auch wenn es dann am Schluss nicht klappen sollte. Wenn man am Schluss zurückschaut auf den Weg, dann ist das genial und man ist auch irgendwie stolz.
Beat Hochheuser: Was bedeutet das Musik machen genau für dich?
Lucas Fischer: Nach dem für mich sehr schwierigen Jahr 2011 wäre ich ohne das Musik machen nicht in die Turnhalle zurückgekehrt. Ich habe zu diesem Zeitpunkt gemerkt, dass Reden allein mir nicht mehr reicht. Ich habe das Singen gebraucht, um all den Frust und die negativen Gedanken wie heraus zu schreien. Ich war total in meiner Welt gefangen und bin wie nicht mehr herausgekommen. Das Singen hat mir sehr dabei geholfen, das alles zu verarbeiten und tut mir einfach sehr gut.
Beat Hochheuser: Letzte Frage, auch wenn du jetzt noch bis ins Jahr 2020 weiter machen wirst, irgendwann wird Schluss sein mit dem Turnen und du wirst anderweitig dein Geld verdienen. Planst du nachher mit der Musik oder allgemein im Showbiz durchzustarten?
Lucas Fischer: Es wäre ein Traum und genial, wenn das klappen würde. Ich mache mir aber nichts vor, einfach wird das nicht. Wie ich aber schon am Anfang von Interview gesagt habe, wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.
Beat Hochheuser: Ich habe das Gefühl, dass Musiker, welche wirklich durchstarten wollen, bei Karrierebeginn jung sein müssen. Mir fällt auf Anhieb kein Musiker ein, der erst mit 30 ins Business eingestiegen ist und dann noch eine riesige Karriere hingelegt hat. Die Leute, die auch 30 Jahre alt sind, gehen nicht mehr so häufig in den Ausgang und die Jungen, die noch viel gehen, interessieren sich eher für Künstler in ihrem Alter. Man sollte also aus meiner Sicht nicht zu lange warten.
Lucas Fischer: Ich denke, man kann immer noch fresh sein, auch wenn man vielleicht ein bisschen älter als die junge Generation ist. Aber es stimmt schon, je älter man wird, desto schwieriger wird es. Es wäre aber genial, wenn es irgendwie in diese Richtung gehen würde. Ich habe auch noch einen KV-Abschluss, aber das ist schlussendlich eigentlich nichts für mich. Ich bin niemand, der sich hinsetzt und gerne Stunden lang am Computer arbeitet. Ich bin eher jemand, der halt herumzappelt und immer irgendwas machen muss. Ich bin für sehr vieles offen, auch dass ich nach dem Turnen noch irgendetwas im Sportbusiness machen würde. Am liebsten wäre es mir aber, wenn ich mit der Musik noch eine weitere Leidenschaft zum Beruf machen könnte.
So, jetzt wollen wir aber auch mal noch hineinschauen in den Auftritt von Lucas Fischer. Er performte an diesem Abend insgesamt 5 Lieder:
all of me (John Legend Cover) mit Daniel Studer (Keys)
I see fire (Ed Sheeran Cover) mit Daniel Studer (Keys)
I'm not the only one (Sam Smith Cover) mit Daniel Studer (Keys)
This love (Maroon 5 Cover) mit KC O'Doud and the Downtown Band
Rolling in the Deep (Adele Cover) mit the Downtown Band
In drei davon kann man hier hineinschauen:
Lucas Fischer - I see fire (Ed Sheeran Cover)
Lucas Fischer - I'm not the only one (Sam Smith Cover)
KC O'Douwd - Lucas Fischer - This Love (Maroon 5 Cover)
Alles in allem ein äusserst gelungener Abend in einer ganz speziellen Atmosphäre, zu der auch diese aussergewöhnliche Location, das Auditorium im Technopark Zürich, beigetragen hat. KC O Douwd ist der geborene Entertainer und führte mit Witz und Charme gekonnt durch den Abend. Vielen Dank für die Einladung an diesen Event, es war ein wunderschöner Abend. Weiterführende Infos gibt es hier:
Lucas Fischer: Facebook Page - Web: www.lucas-fischer.ch
KC O'Douwd: www.blackundwhite.ch
Daniel Studer: www.danielstuder.com
Hier noch ein paar Fotos vom Event:
Text, Fotos, Videos: Beat Hochheuser für www.schaffhausen.net
Lucas Fischer ist Sänger und Kunstturner am Barren - Vize-Europameister 2013 |
Bei Lucas Fischer geht es aufwärts - klar war er beim Interview in bester Laune |
Beat Hochheuser: Wie geht es dir heute, kannst du schon wieder 5-6 Stunden täglich trainieren?
Lucas Fischer: Momentan bin ich bei 4 bis 4.5 Stunden pro Tag. Ich muss auch nicht unbedingt auf 5-6 Stunden Training pro Tag kommen, aber es wäre natürlich von Vorteil.
Beat Hochheuser: Eine Musikkarriere braucht auch viel Zeit. Wie schaffst du es, Musik und Sport unter einen Hut zu bringen?
Lucas Fischer: Wenn man etwas machen will, gibt es eigentlich immer auch einen Weg. Mir ist die Musikkarriere wichtig und deshalb nehme ich mir auch Zeit dafür. Es ist natürlich nicht viel, aber ich nutze die mir zur Verfügung stehende Zeit sehr gut.
Beat Hochheuser: Du hattest den Plan gehabt, Ende 2014 wieder erste Turniere mit turnen zu können. Konntest du diesen Plan in die Tat umsetzen?
Lucas Fischer: Bis jetzt konnte ich noch kein Turnier mitmachen. Es gab leider Verzögerungen bei der Heilung von meinem Knie. Es ist besser, dass ich warte, bis das Knie ganz ausgeheilt ist, damit ich dann wieder richtig einsteigen kann. Das ist viel vernünftiger, als es zu früh zu stark zu belasten. Es ist auch noch zu früh für die Turn-Europameisterschaft 2015 in Montpellier und die Turnweltmeisterschaft 2015 in Glasgow. Eine Teilnahme von mir an diesen Wettkämpfen ist unrealistisch. Mein grosses Ziel sind nach wie vor die Olympischen Spiele im August 2016 in Rio de Janeiro. Ich gebe alles dafür und wenn es nicht klappt, weiss ich wenigstens, dass ich alles dafür gegeben habe. Dann kann ich nachher mir nichts vorwerfen.
Lucas Fischer mit KC O'Douwd, seinem Manager für Music und Show |
Beat Hochheuser: Alles klar, dann kennen wir jetzt deine sportlichen Ziele. Wie sieht es bei deiner Musikkarriere aus?
Lucas Fischer: "Back right Now" ist mein erster eigener Song, die anderen Lieder sind Covers. Von meinem Adele Cover "Someone Like You" gibt es ein Musikvideo. Bei "Back right Now" habe ich den Text selbst geschrieben, die Musik ist in Zusammenarbeit mit meinem Manager KC O'Douwd entstanden. Ich spiele selbst kein Instrument und habe das Ganze mit viel Hilfe aus Kopf heraus aufgebaut. Die Ideen, welche wir hatten, haben wir nachher zu einem Produzenten nach Deutschland geschickt, den mein Manager gut kennt. Dieser hat es uns eingespielt und wir haben es dann zusammen immer weiter Ausgearbeitet bis zur endgültigen Version.
Beat Hochheuser: Du hast mal gesagt, du möchtest Turnen und Sport in einer Show kombinieren. Wie kann man sich das vorstellen?
Lucas Fischer: Ja, genau, ich habe schon zwei-drei solche Shows gemacht, bei denen ich Turnen und Singen kombiniert habe und das ist extrem gut angekommen. Es ist etwas sehr Spezielles, was es sonst in dieser Form denke ich noch nicht gegeben hat. Das ist auch mein Ziel für später, etwas Spezielles auf die Beine zu stellen. Im Übrigen plane ich auch noch neue eigene Musik und bin momentan viel am Texten, alles was mir einfällt schreibe ich auf. Aber ich bin jetzt noch nicht konkret an neuer, eigener Musik dran, weil ich mich einfach momentan noch viel mehr auf das Turnen konzentriere. Kunstturnen steht für mich nach wie vor an erster Stelle. Ich habe sogar das Gefühl, dass meine Liebe zum Turnen heute noch grösser ist, als je zuvor.
Beat Hochheuser: Das führt uns gerade zur nächsten Frage. Man kann ja nicht zeitlich unbegrenzt mit dem Kunstturnen fortfahren. Du bist jetzt 24 und hattest mal geplant bis 25 oder 26 weiterzumachen. Ist dieser Zeitplan noch aktuell?
Lucas Fischer: Nein, der Zeitplan hat sich verändert. Ich habe mir darüber in letzter Zeit viele Gedanken gemacht und bin zum Schluss gekommen, dass ich noch nicht das erreicht habe oder das Potential ausschöpfen konnte, was möglich wäre. Ich konnte viel weniger Wettkämpfe mitturnen, als ich eigentlich wollte und deshalb habe ich mich entschieden, sofern es möglich ist bis zum Jahr 2020 weiter zu machen. Wenn man es geschickt angeht, immer einen guten Aufbau macht und auf seinen Körper hört - und das habe ich jetzt gelernt, auf meinen Körper zu hören - dann sollte es sicher möglich sein, denke ich. Wenn jedoch mein Körper schlapp machen sollte, werde ich nicht auf Biegen und Brechen etwas erzwingen wollen. Momentan geht es mir sehr gut, es ist nur noch das Knie, welches noch im Kraftaufbau ist. Es ist aber eigentlich sehr gut, ich konnte beim Barren auch schon wieder die ersten Ausgänge auf weiche Matten machen.
Der Event fand im bemerkenswerten Auditorium im Technopark Zürich statt |
Beat Hochheuser: Ja, das habe ich auf Facebook gesehen. Momentan geht es dir ja sehr gut, aber du postest auf Facebook auch, wenn es dir mal nicht gut geht, das ist eher die Ausnahme, für viele Leute gibt es nur ein Gute-Laune-Facebook.
Lucas Fischer: Ja, es gibt viele Leute, die einfach nicht verstehen oder akzeptieren, dass es auch okay ist, wenn es einem mal nicht so gut geht. Ich finde es gehört genau so zum Leben, wenn es einem mal nicht so gut geht. Zu dem kann man auch dazu stehen.
Beat Hochheuser: Schon, ja, aber du sagst es ja nicht nur deiner Familie oder deinen engsten Freunden, sondern du trägst es in die Öffentlichkeit hinaus und ich denke das ist auch ein Grund, wieso sich die Medien so stark für dich interessieren. Es gibt ja noch andere erfolgreiche Sportler, die weit weniger präsent sind in den Medien.
Lucas Fischer: Stimmt, es kommen immer wieder Anfragen, das ist unglaublich wie häufig und ich finde das schön. Das SRF begleitet mich jetzt gerade wieder mit einer neuen Produktion, welche "Mein Weg nach Rio" heissen wird und sie waren auch bei meinem letzten Konzert dabei. Das wird dann so eine Serie geben mit mehreren Sportlern und der erste Teil wird im Juni 2015 ausgestrahlt werden. Der zweite Teil folgt dann ein Jahr später. Ich finde es interessant, wenn man solche Einblicke in das Sportlerleben erhält und mitverfolgen kann, wie Sportler mit Schicksalsschlägen umgehen. Wenn ein Spitzensportler z.B. durch einen Unfall querschnittgelähmt wird, muss das extrem schlimm sein. Ich kann mir das überhaupt nicht vorstellen. Wir sind Bewegungsmenschen, welche die Bewegung einfach brauchen.
Soundcheck vor der Show im Auditorium vom Technopark in Zürich |
Beat Hochheuser: Kannst du erklären, wie du darauf gekommen bist, mit deiner Musik an die Öffentlichkeit zu gehen? Dass dir deine Musik in der schweren Zeit so gut geholfen hat ist klar, aber du hättest ja auch im stillen Kämmerchen singen können.
Lucas Fischer: Ich hatte mir einfach gedacht, wieso soll man es nicht an die Öffentlichkeit bringen, es schadet ja nichts, sondern hilft mir nur für die Zukunft. Ich habe zudem gedacht, dass es mir als Mensch auch etwas bringt. Ich wollte es wie ein bisschen testen am achtzigsten Geburtstag von meinem Grossvater. Dort stand ich das erste Mal auf der Bühne, zusammen mit meinem Cousin. Es war ein Unterhaltungsanlass für Turner und ich habe ein Cover von Hallelujah gesungen. Das war mein erster öffentlicher Auftritt und es ist so gut angekommen, dass ich gar nicht mehr von der Bühne runter wollte. Seit diesem Auftritt hat mich das einfach total gepackt und es ist für mich die genialste Abwechslung zum Sport. Ich bin ein extremer Emotionsmensch und diese Emotionen mit anderen Menschen zu teilen und anderen Leuten etwas von mir selber zu geben finde ich etwas unglaublich Schönes.
Beat Hochheuser: Für mich wäre es nichts, ich gehe lieber an Konzerte als Zuschauer und Zuhörer.
Lucas Fischer: Es ist ja cool, dass es Leute gibt, die gerne auf der Bühne stehen und andere gibt, die gerne zuhören. Das geniesse ich dann.
KC and the Downtown Band im Auditorium - Technopark Zürich |
Beat Hochheuser: Das stimmt, es braucht beides, sonst würde es ja nicht funktionieren. Bei dir ist es ja so, dass du in ruhigeren Zeiten die Anspannung und Nervosität vor deinen Einsätzen vermisst. Das ist zum Beispiel bei mir gar nicht so, ich bin froh, wenn ich entspannt zuschauen kann.
Lucas Fischer: Als ich noch permanent Wettkämpfe geturnt habe, hatte ich es auch nicht so gerne. Aber jetzt, wo ich das nicht habe, vermisse ich es unglaublich. Ich vermisse es, meine Hand zu erheben und meine Übung zu zeigen. Ich vermisse die Anspannung und das Kribbeln. Es ist auch ein unglaublich spannender Weg ein paar Monate vor dem grossen Anlass bis hin zum Event. Die Arbeit bis zum Tag X und dann dort das zeigen zu können, was man eigentlich kann und man hat nur eine Chance. Dieser Weg ist so spannend, auch wenn es dann am Schluss nicht klappen sollte. Wenn man am Schluss zurückschaut auf den Weg, dann ist das genial und man ist auch irgendwie stolz.
Beat Hochheuser: Was bedeutet das Musik machen genau für dich?
Lucas Fischer: Nach dem für mich sehr schwierigen Jahr 2011 wäre ich ohne das Musik machen nicht in die Turnhalle zurückgekehrt. Ich habe zu diesem Zeitpunkt gemerkt, dass Reden allein mir nicht mehr reicht. Ich habe das Singen gebraucht, um all den Frust und die negativen Gedanken wie heraus zu schreien. Ich war total in meiner Welt gefangen und bin wie nicht mehr herausgekommen. Das Singen hat mir sehr dabei geholfen, das alles zu verarbeiten und tut mir einfach sehr gut.
Neben Lucas Fischer war Petrik Thomann ein weiter Gastsänger |
Beat Hochheuser: Letzte Frage, auch wenn du jetzt noch bis ins Jahr 2020 weiter machen wirst, irgendwann wird Schluss sein mit dem Turnen und du wirst anderweitig dein Geld verdienen. Planst du nachher mit der Musik oder allgemein im Showbiz durchzustarten?
Lucas Fischer: Es wäre ein Traum und genial, wenn das klappen würde. Ich mache mir aber nichts vor, einfach wird das nicht. Wie ich aber schon am Anfang von Interview gesagt habe, wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.
Beat Hochheuser: Ich habe das Gefühl, dass Musiker, welche wirklich durchstarten wollen, bei Karrierebeginn jung sein müssen. Mir fällt auf Anhieb kein Musiker ein, der erst mit 30 ins Business eingestiegen ist und dann noch eine riesige Karriere hingelegt hat. Die Leute, die auch 30 Jahre alt sind, gehen nicht mehr so häufig in den Ausgang und die Jungen, die noch viel gehen, interessieren sich eher für Künstler in ihrem Alter. Man sollte also aus meiner Sicht nicht zu lange warten.
Lucas Fischer: Ich denke, man kann immer noch fresh sein, auch wenn man vielleicht ein bisschen älter als die junge Generation ist. Aber es stimmt schon, je älter man wird, desto schwieriger wird es. Es wäre aber genial, wenn es irgendwie in diese Richtung gehen würde. Ich habe auch noch einen KV-Abschluss, aber das ist schlussendlich eigentlich nichts für mich. Ich bin niemand, der sich hinsetzt und gerne Stunden lang am Computer arbeitet. Ich bin eher jemand, der halt herumzappelt und immer irgendwas machen muss. Ich bin für sehr vieles offen, auch dass ich nach dem Turnen noch irgendetwas im Sportbusiness machen würde. Am liebsten wäre es mir aber, wenn ich mit der Musik noch eine weitere Leidenschaft zum Beruf machen könnte.
KC O'Douwd ruft Lucas Fischer zur Downtown Band auf die Bühne |
all of me (John Legend Cover) mit Daniel Studer (Keys)
I see fire (Ed Sheeran Cover) mit Daniel Studer (Keys)
I'm not the only one (Sam Smith Cover) mit Daniel Studer (Keys)
This love (Maroon 5 Cover) mit KC O'Doud and the Downtown Band
Rolling in the Deep (Adele Cover) mit the Downtown Band
In drei davon kann man hier hineinschauen:
Lucas Fischer - I see fire (Ed Sheeran Cover)
Lucas Fischer - I'm not the only one (Sam Smith Cover)
KC O'Douwd - Lucas Fischer - This Love (Maroon 5 Cover)
Alles in allem ein äusserst gelungener Abend in einer ganz speziellen Atmosphäre, zu der auch diese aussergewöhnliche Location, das Auditorium im Technopark Zürich, beigetragen hat. KC O Douwd ist der geborene Entertainer und führte mit Witz und Charme gekonnt durch den Abend. Vielen Dank für die Einladung an diesen Event, es war ein wunderschöner Abend. Weiterführende Infos gibt es hier:
Lucas Fischer: Facebook Page - Web: www.lucas-fischer.ch
KC O'Douwd: www.blackundwhite.ch
Daniel Studer: www.danielstuder.com
Hier noch ein paar Fotos vom Event:
Text, Fotos, Videos: Beat Hochheuser für www.schaffhausen.net
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen