„Die gute Nachricht ist, ihr müsst keinen Text lernen“, erklärte Regisseur Walter Millns den Anwesenden. Gut 30 Interessierte waren in den Proberaum des Cardinals gekommen, um vom Sommertheater-Team die wichtigsten Details des Stückes zu erfahren. Walter Millns liess gleich zu Beginn die Bombe platzen: Das Theater wird vollständig ohne Dialoge auskommen. Das Stück mit dem Namen „Das Parkett“ inszeniert er in Co-Regie mit der Choreografin Ursula Lips. Es ist ein Tanztheater, das im vergangenen Jahrhundert spielt und in einem Tanzsaal zu Gast ist. „Eines ist klar: Ich will keine Geschichtsstunde halten“, sagte Walter Millns. Vielmehr soll die Zeit von 1920 bis heute als Episodentheater mit Zeitsprüngen erzählt werden. Vielleicht sieht man zunächst eine Familie in den 50er Jahren. Die Kinder tanzen Rock’n’Roll, die Eltern rümpfen die Nase. Zeitsprung. Die gleiche Familie in den 60ern. Die Eltern „kiffen“, der Sohn lehnt den Joint des Vaters ab und verhält sich spiessig. Zeitsprung. Die gleiche Familie streitet sich um das Thema Atomkraft, weil die Mutter die Heizung aufdreht. Zeitsprung: Das erste Handy verändert das Familienleben, während im Hintergrund am TV ein Flugzeug in ein Hochhaus rast. Was genau passieren wird, ist noch völlig offen.
Im Proberaum des Cardinals präsentierte das Sommertheater-Team ihr Konzept. (Foto: Hermann-Luc Hardmeier) |
Die Produktionsleiterin des Sommertheaters Katharina Furrer verteilte ein Personalblatt, auf welchem die interessierten SpielerInnen angeben konnten, ob sie ein Instrument spielen, tanzen oder singen wollen. Das Theater wird um die Schauspieler herum gezimmert. Es gibt kein fixes Drehbuch. Einzig der Ort ist immer derselbe. Und: Im Zentrum der Geschichte steht ein WC. Die Sängerin Kornelia Bruggmann spielt die WC-Putzfrau und ist gleichzeitig der einzige Profi inmitten des Amateurensembles. Die gelernte Sängerin wird neben dem Unterhalt des stillen Örtchens auch um gute Songs bemüht sein. „Ich bin wahnsinnig gespannt“, sagte Katharina Furrer. Auch Walter Millns war voller Vorfreude: „Nein, die Ungewissheit über den Inhalt des Stücks bereitet mir keine schlaflosen Nächte. Für mich ist es ein kalkulierbares Risiko, dass so viel Kreativität freisetzt, die mich sicherlich nicht enttäuscht.“ Die Premiere des Stücks ist am 22. Juli 2015 im Hinterhof der Musikschule. Man darf sich immer noch bewerben: Tanzerfahrung ist keine Vorbedingung. Eine grosse Portion Neugier hingegen schon.