Thomas Minder ist zum neuen Ständerat für den Kanton Schaffhausen gewählt worden. Seit 80 Jahren war im Kanton Schaffhausen kein zweiter Wahlgang mehr nötig. Genau so ungewöhnlich ist der Fakt, dass mit Thomas Minder ein parteiloser zum Ständerat gewählt wurde. Die FDP Schaffhausen hat das erste Mal seit 80 Jahren keinen Sitz im Ständerat in Bern mehr inne.
Das Resultat ist im zweiten Wahlgang nun mehr als deutlich ausgefallen:
Thomas Minder: -------- 11'853 Stimmen
Matthias Freivogel: ----- 8'336 Stimmen
Christian Heydecker: --- 7'586 Stimmen
Als Parteiloser muss sich Thomas Minder künftig einer Fraktion anschliessen. Welcher Fraktion er beitreten werde sei aber laut seiner Aussage noch nicht klar, dies hänge auch nicht nur von ihm alleine ab. Lieb wären ihm die Grünliberalen und die SVP. Er wolle wichtigen Kommissionen beitreten, einer Wirtschaftskommission, einer Verkehrskommission und einer Umwelt-Energiekommission. Dies sei ganz zentral für ihn. Diese Gespräche müssten noch geführt werden, was heute noch nicht gehe, da das Parlament noch nicht stehe. Eine Wahlfeier veranstaltete Thomas Minder nicht, stattdessen stiess er mit seinem persönlichen Sekretär und Wahlkampfleiter, Claudio Kuster, in einem Schaffhauser Restaurant auf den Wahlsieg an. Thomas Minder werde jedoch die Schaffhauser Bevölkerung noch zu einem Apéro einladen, an dem man mit ihm anstossen und ihn besser kennen lernen könne.
Der vorherig Zweitplatzierte, Christian Heydecker, hat gegenüber dem ersten Wahlgang sogar noch Stimmen verloren, was laut ihm ganz verschiedene Gründe habe, die in der Summe zu diesem Resultat geführt hätten - viele Jäger seien eben des Hasen Tod. So hätten Punkte wie Fukushima, die Kandidatur von Thomas Minder, die Wahlempfehlung von Hansjörg Walter (Schweizerischer Bauernverband) für Thomas Minder und vielleicht auch seine Person zur Wahlniederlage beigetragen. Thomas Minder habe ihm ein dreiviertel Jahr lang mit ganzseitigen und halbseitigen Inseraten ans Schienbein getreten. Er sei zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen. Es handle sich aber nicht um ein Misstrauensvotum des Volkes gegenüber der FDP, sondern gegenüber der gesamten Schaffhauser Politik. Dies stimme ihn ein wenig traurig.
Matthias Freivogel hat gegenüber dem ersten Wahlgang etwa 1'500 Stimmen gewonnen. Vermutlich sind ihm einige Stimmen von Herbert Bühl zugefallen, welcher beim zweiten Wahlgang nicht mehr angetreten war. Er sei enttäuscht, da er nicht nur Flagge habe zeigen, sondern gewinnen wollen. Er gratuliere aber Thomas Minder und wünsche ihm eine gute Hand in Bern für die Schaffhauser Anliegen. Als Gründe für die Niederlage sehe er den Reiz des Neuen und Unverbrauchten, des Robin Hood und die Parteienverdrossenheit. Es erfülle ihn aber mit Stolz, gegenüber Christian Heydecker deutlich Stimmen gewonnen zu haben.
Viele Weitere Informationen zur Ständeratswahl in Schaffhausen gibt's hier im ausführlichen Beitrag des Schaffhauser Fernsehens inkl. Interviews mit Thomas Minder, Christian Heydecker, Matthias Freivogel und Hannes Germann.
Zudem gibt es hier noch einen Bericht des Schweizer Fernsehens zur Schaffhauser Ständeratswahl.
Da fällt mir in Anlehnung an einen prominenten Schriftsteller eigentlich nur etwas ein: "Daaass iissch, ääähh, nüüüümääääää mis Schafffhuuse!!!" Einziger Trost: Ab heute kann Minder nur noch alles falsch machen, das Blatt wendet sich (Danke für den Vorgeschmack, BLICK). Tritt er in eine Partei ein, sind die bewusst parteilos Wählenden verärgert, tritt er in keine Partei ein und findet womöglich keine Fraktion, bleibt er ziemlich wirkungslos. Meine Prognose: Arividerci in 4 Jahren. Nachhaltig ist die Wahl von gestern wohl nicht gewesen.
AntwortenLöschenVielleicht wird Anonymous der Unterschied zwischen Realitaet und Wunschdenken im Laufe der Jahre auch noch klar werden.Vielleicht, vielleicht...
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