Spannend ist immer wieder sein Geschichtlein, wie er das LSD entdeckt hatte:
Im Rahmen von Arzneimittelforschungen mit dem Getreidepilz Mutterkorn und unter der Zielsetzung, ein Kreislaufstimulans zu entwickeln, synthetisierte Albert Hoffmann 1938 verschiedene Amid-Derivate der Lysergsäure, darunter – als 25. Substanz dieser Versuchsreihe – das Diethylamid LSD-25.
In Tierversuchen löste der Stoff Unruhe unter den Tieren aus, zeigte aber keine verwertbaren oder pharmakologisch interessanten Eigenschaften und wurde daher nicht weiter untersucht.
Doch dann, 5 Jahre später, entschied sich Albert Hofmann 1943 dennoch, LSD noch einmal herzustellen. Während der Laborarbeit veranlasste plötzliche Unruhe und Unwohlsein ihn, seine Arbeit abzubrechen und heimzufahren. Zu Hause angekommen, hatte er bei geschlossenen Augen für ca. zwei Stunden intensive kaleidoskopartige, farbige Visionen - Oder anders gesprochen: Er war der erste Mensch auf Erden, der einen ordentlichen LSD Rausch hatte. Offensichtlich hatte Hoffmann unbeabsichtigt wenig LSD zu sich genommen.
Überrascht von diesem wundersamen Rausch, startete Albert Hoffmann mutig einen LSD Selbstversuch und protokollierte akribisch seinen LSD Rausch:
16:20 Uhr:
Einnahme der Substanz
17:00 Uhr:
Beginnender Schwindel, Angstgefühl, Sehstörungen, Lähmungen, Lachreiz. Mit dem Velo nach Hause. Von 18 – ca. 20 Uhr schwerste Krise: Die letzten Worte konnte ich nur mit grosser Mühe niederschreiben. Die Veränderungen und Empfindungen waren von der gleichen Art wie gestern, nur viel tief greifender. Ich konnte nur noch mit grösster Anstrengung verständlich sprechen, und bat meine Laborantin, die über den Selbstversuch informiert war, mich nach Hause zu begleiten.
Schon auf dem Heimweg mit dem Fahrrad nahm mein Zustand bedrohliche Formen an. Alles in meinem Gesichtsfeld schwankte und war verzerrt wie in einem gekrümmten Spiegel. Auch hatte ich das Gefühl, mit dem Fahrrad nicht vom Fleck zu kommen. Indessen sagte mir später meine Assistentin, wir seien sehr schnell gefahren. Zu Hause angelangt wurden Schwindel und Ohnmachtsgefühl zuweilen so stark, dass ich mich nicht mehr aufrecht halten konnte und mich auf ein Sofa hinlegen musste. Meine Umgebung hatte sich nun in beängstigender Weise verwandelt. Die vertrauten Gegenstände nahmen groteske, meist bedrohliche Formen an. Sie waren in dauernder Bewegung, wie belebt, wie von innerer Unruhe erfüllt. Die Nachbarin war nicht mehr Frau R., sondern eine bösartige, heimtückische Hexe mit einer farbigen Fratze.
Später beim Ausklang des Rausches:
Jetzt begann ich allmählich, das unerhörte Farben- und Formenspiel zu geniessen, das hinter meinen geschlossenen Augen andauerte. Kaleidoskopartig sich verändernd drangen bunte phantastische Gebilde auf mich ein, in Kreisen und Spiralen sich öffnend und wieder schließend, in Farbfontänen zersprühend, sich neu ordnend und kreuzend, in ständigem Fluss. Besonders merkwürdig war, wie alle akustischen Wahrnehmungen, etwa das Geräusch einer Türklinke oder eines vorbeifahrenden Autos, sich in optische Empfindungen verwandelten. Jeder Laut erzeugte ein in Form und Farbe entsprechendes, lebendig wechselndes Bild.
Albert Hofmann: Protokoll des LSD-Selbstversuchs
Später stellte sich heraus, dass es sich bei der von ihm gewählten Dosis (ca. 250 µg) um das drei- bis fünffache der (aus heutiger Sicht) normal wirksamen Dosis handelte. Der gute Mann hatte also sicher sehr farbenfrohe Träume ;-) Seiner Gesundheit scheinen die LSD Spielchen allerdings keinen Abbruch getan zu haben, er wurde stattliche 102 Jahre alt und war bis zum Schluss sehr fit. Hier die ganze Geschichte nochmals als YouTube Reportage - der Film hat allerdings schon einige Jahre auf dem Buckel..